Hanspeter Thommann, Oboe

Kritik SZ von Silvia Rietz

Als ich vor 50 Jahren in Bern das Progymnasium besuchte, bat mich mein damaliger Singlehrer Ernst Schläfli, die Oboe in einer Singstunde vorzustellen. Daraufhin durfte ich mir als kleine Belohnung ein Musikheft wünschen. Ich wünschte mir - das war der Geheimtipp meines Oboenlehrers Emile Cassagnaud - das Oboenkonzert von Richard Strauss. Zuhause im stillen Kämmerlein übte ich dann ganz für mich allein mit lustvoll-jugendlicher Spielfreude diese singende Musik, liess mich vom Fluss der wunderbaren Melodien davontragen und fühlte mich im Einklang mit der Lebensenergie der ganzen Welt. - Ein 14-jähriger, beflügelt durch die Komposition eines 81-jährigen!

Heute, 50 Jahre später, ist die Jugend vergangen, aber die Spielfreude ist geblieben. Und ich freue mich ganz besonders, mit dem Stadtorchester Solothurn musizieren zu dürfen, welchem ich meine allerersten Erfahrungen als junger Orchestermusiker zu verdanken habe. Ich freue mich auf den fliessenden Streicherklang, der die Solo-Oboe trägt und auf den abwechslungsreichen Dialog mit den Bläsern des Orchesters. Diese wohlklingende, farbenfrohe, mitunter auch humorvolle Musik von Richard Strauss gemeinsam mit vielen Zuhörenden im Konzertsaal zu erleben, wird noch viel beglückender sein, als das Musizieren im stillen Kämmerlein vor 50 Jahren ... Alles zu seiner Zeit.

Brief von Hanspeter Thommann an das Stadtorchester Solothurn

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