� Solothurner Zeitung / MLZ; 21.06.2005
Solothurn Zeitung
Bachs Klavierkonzert auf dem �Schifferklavier� gespielt
Konzertsaal J�rg Luchsinger konzertierte mit dem Stadtorchester Solothurn
Die Musik eines Johann Sebastian Bach mit einem Akkordeon einfangen. Diese Herausforderung meisterte Solist J�rg Luchsinger im Konzert mit dem Solothurner Stadtorchester.
Silvia Rietz
Das Programm des Stadtorchesters Solothurn k�ndete Bachs �Konzert� Nr. 5 BWV 1056 mit Akkordeon an. Ein Klavierkonzert gespielt auf dem �Schifferklavier� und erst noch eines von Johann Sebastian Bach? Um es gleich vorwegzuneh-men: Es wurde ein wunderbarer Abend mit einem in Konzerts�len (noch) ungew�hnlichen Instrument. J�rg Luchsinger, in der Neuen wie der Alten Musik bewanderter Akkordeonist, passt Bachs Cembalokonzert Nr. 5 BWV 1056 mit einer so wachen Musikalit�t seinem Instrument an, dass man das Wort Transkription kaum in den Mund nehmen mag. Lyrik, Virtuosit�t, Klangfarbenkunst - alles ist da und pr�sent. Wer sich mit offenen Ohren auf das Klangerlebnis einliess, ohne das Geh�rte gleich mit bekannten Aufnahmen auf Klavier oder Cembalo zu vergleichen, genoss die besonderen M�glichkeiten der �Handorgel�: Gleichzeitiges Legato- und Non-Legato-Spiel, plus facettenreiches Klangkolorit. Bei langen T�nen stirbt der Ton nicht einfach ab, sondern vibriert bis zum notierten Ende. Bachs Musik ist ja weitgehend immun gegen Bearbeitungen. Gerade seine Cembalokonzerte stehen f�r Bachs eigene Praxis der Kontrafaktur: Vieles existierte schon vorher f�r andere Soloinstrumente. Mit dem Engagement von J�rg Luchsinger w�hlte das Stadtorchester Solothurn f�r das Genre der barocken Cembalokonzerte eine reizvoll-lebendige Alternative zum Trend der historischen Auff�hrungspraxis wie auch zur lieb gewordenen Tradition energischer Steinway-Attacken.
Von Bach zu Piazzolla
Dem Akkordeon haftet immer noch das Image eines Volksmusikinstruments an. Zunehmend wird das Instrument jedoch losgel�st von musikalischen Genres wahrgenommen. Schade, dass Meister wie Bach, Mozart und Rossini gar nie die M�glichkeiten hatten, f�r Akkordeon zu komponieren. Dieses Instrument wurde in Europa erst viel sp�ter bekannt. Ein bisschen wird man daf�r von Musikern wie J�rg Luchsinger entsch�digt. Der Akkordeon-Virtuose unterrichtet am Konservatorium Bern und spielt als Kammermusiker und Solist ein abwechslungsreiches Repertoire, dessen Bogen sich von der Volks- und Salonmusik bis zur Klassik spannt. Zeitgen�ssisches offerierte J�rg Luchsinger mit zwei St�cken von Astor Piazzolla. Das Publikum bedankte sich f�r die melancholischen Harmonien und schwungvollen schnellen Passagen mit begeistertem Applaus.
Historische Bootsfahrt
Vom Schifferklavier zur Wassermusik: H�ndels �Wassermusik� verk�rpert kein tonmalerisches Schildern von Brunnen, B�chen, Fl�ssen oder Seen. Ihren Namen verdanken die drei unter dem Titel �Wassermusik� zusammengefassten Suiten nicht programmatischen Vorgaben, sondern, dass sie auf der Themse gespielt wurden. Die Musiker begleiteten die Bootsfahrt des englischen K�nigs Georg I., der auch hier nicht auf musikalische Unterhaltung verzichten mochte. Und reizvolle Musik bergen H�ndels Suiten, deren Einzels�tze verschiedenste stilistische Grundmuster verweben. Tanzs�tze reihen sich an Airs, grazi�se Abschnitte wechseln mit wuchtigen Bl�serfanfaren. Das Stadtorchester Solothurn kehrte unter der Leitung ihres Dirigenten George Vlaiculescu den pomp�s-repr�sentativen Charakter dieser Musik hervor. Die �berzeugenden Streicher wirkten weich und flexibel, die Bl�ser trotz einigen Intonationsschwankungen engagiert und souver�n. Die flexible Evelyne Grandy, Solistin des November-Konzertes, spielte den Cembalo-Part. Gemeinsam weckten die Musikerinnen und Musiker die historischen Bootsfahrten zum Leben.